Bildende Kunst

Deutscher Pavillon auf der Biennale in Venedig

Mit Arbeiten von Yael Bartana, Ersan Mondtag und Anderen

© Andrea Rossetti

Unter dem Titel „Thresholds“ erzählt der Beitrag für den Deutschen Pavillon zur Kunstbiennale in Venedig 2024 Geschichte und Zukunft aus der Perspektive verschiedener künstlerischer Positionen.

„Thresholds“ steht für die Gegenwart als Schwelle – ein Ort, an dem niemand bleiben kann und den es nur gibt, weil etwas war und wenn etwas sein wird. Für Menschen, deren Biografie von Migration geprägt ist, geht die zeitliche Wahrnehmung der Gegenwart als Schwelle zusätzlich mit der räumlich-körperlichen Grunderfahrung eines Lebens auf der „Schwelle“ zwischen Zugehörigkeiten einher.

Der künstlerische Beitrag für den Deutschen Pavillon sucht in drei Szenarien den Umgang mit Schwellen, Stufen und Grenzen.
Yael Bartana entwirft Möglichkeiten eines zukünftigen Überlebens zwischen Dystopie und Utopie. Ersan Mondtag beschäftigt sich mit der Frage, was passieren würde, wenn es möglich wäre, vergangene Epochen als Lebensräume wieder aufleben zu lassen, und setzt dem monumentalen Charakter des Pavillons eine fragmentarische, scheinbar kleine Erzählung entgegen.

Neben den Arbeiten von Bartana und Mondtag im Pavillon entwirft der deutsche Beitrag ein drittes Szenario und schlägt eine Brücke zu einem Ort abseits der Giardini: der Insel La Certosa. Mit diesem Schritt nach außen fokussiert „Thresholds“ die Bedeutung der Schwelle als Moment zeitlicher und räumlicher Übergänge. Auf der Insel zeigen Michael Akstaller, Nicole d’Huillier, Robert Lippok und Jan St. Werner ihre Arbeiten.

„Selten hat der Deutsche Pavillon so überwältigt.“ (ZEIT Online)

Förderzeitraum20. April bis 24. November 2024
VeranstaltungsortBiennale von Venedig, Italien
Fördersumme50.000 Euro
Webseitewww.labiennale.org/en

Film

Reports from the Void

Ein Film von Martina Mahlknecht und Martin Prinoth

© Martina Mahlknecht, Martin Prinoth

In einer Kollaboration zwischen dem Regieduo und zwei italienischen Kriegsfotograf*innen begibt sich der Fotofilm auf eine Reise durch deren Archive, die Kriege und Katastrophen weltweit dokumentieren.

In welchem Verhältnis stehen Zeuge und Zeugnis in Abbildungen der Katastrophe?

In ihrem Fotoatelier mit Blick auf den Vesuv und das Meer vor Neapel betrachten eine Kriegsfotografin und ein Kriegsfotograf in der Mitte ihrer Laufbahn rückblickend ihre Fotos aus weltweiten Krisengebieten. Die Corona-Pandemie verhindert ihre geplanten Reisevorhaben ins Ausland und hält sie in ihrer Heimatstadt fest. In ihren Erinnerungen kehren sie an die Orte ihrer Fotografien zurückkehren und berichten von deren Entstehungskontext.

Der Film nutzt diesen unerwartet kontemplativen Moment in einer von Geschwindigkeit bestimmten Medienwelt, um gemeinsam mit den Fotograf*innen ihre bisherigen Arbeiten zu betrachten und dabei die aktuelle Krise des fotojournalistischen Bildes zu reflektieren.

Während sie sich mit ihren eigenen Kameras gegenseitig fotografieren, spüren sie dem Moment der Zeugenschaft von Bildern nach und
fragen nach dem menschlichen Drang, Bilder von Tod und Zerstörung zu
produzieren. Der dreißigminütige Fotofilm umkreist, was der italienische Philosoph Giorgio Agamben die “Lücke” nennt, die jedes Zeugnis im Kern enthält.

Der ruhige Filmrhythmus schafft einen Raum konzentrierter gegenseitiger Betrachtung, der sich als Kontrapunkt zur schnelllebigen Nachrichtenindustrie versteht, an deren vorderster Front die beiden Protagonist*innen stehen.

Förderzeitraum2021-2023
VeranstaltungsortSiehe Screenings auf der u.a. Webseite
Fördersumme5.000 Euro
Webseitewww.tosufilm.com/reports-from-the-void-in-development/

Ausstellung

You Are Another Me. Eine Kathedrale des Körpers

Ausstellung im Württembergischen Kunstverein Stuttgart von Adina Pintilie

© Adina Pintilie

Die rumänische Künstlerin Adina Pintilie zeigt in ihren multimedialen Installationen Intimität aus der Perspektive diverser, nicht normativer Menschen und untersucht, wie wir uns zu unseren eigenen und den Körpern anderer verhalten.

Adina Pintilie wurde 1980 in Bukarest geboren und lebt heute dort und in Hamburg, wo sie seit Herbst 2022 an der Hochschule für Bildende Künste die Professur für Dokumentarfilm innehat. Mit ihren vier im Württembergischen Kunstverein Stuttgart ausgestellten Installationen stellt sie sich gegen das weltweite Wiederaufleben von Haltungen und Handlungen, die nicht-normativen Körpern mit Ablehnung, psychischer und physischer Gewalt begegnen.

Erstmals öffentlich sichtbar wurde dieses Langzeitprojekt Pintilies, als ihr Film „Touch Me Not“ 2018 den Goldenen Bären der Berlinale erhielt, vier Jahre später wurde der Film für den Rumänischen Pavillon der 59. Biennale von Venedig in eine mehrteilige Ausstellungsinstallation integriert, was die Künstlerin als Befreiungsschlag von den Konventionen des Films empfand.

Von Februar bis April 2023 wurde nun „You Are Another Me“ in der Kunsthalle Bega in Timisoara im Rahmen des Eröffnungsprogramms der Kulturhauptstadt Europas erstmals in Rumänien präsentiert. Die Stuttgarter Ausstellung wurde von Cosmin Costinas und Viktor Neumann kuratiert, zwei der vier Installationen wurden explizit für Stuttgart produziert.

Diversen, nicht normativen Körpern und den dazugehörigen Individuen in der Gesellschaft nicht nur Sichtbarkeit, sondern Anerkennung und Respekt zu verschaffen und ihnen Intimität zuzugestehen, ist eines der großen Themen unserer Zeit.
„You Are Another Me“ leistet zu diesem Diskurs einen relevanten, weil substantiellen Beitrag.

Förderzeitraum28. Oktober 2023 bis 14. Januar 2024
VeranstaltungsortWürttembergischer Kunstverein Stuttgart
Fördersumme6.000 Euro
Webseitewww.wkv-stuttgart.de

Performance

Bodies Under Influence

Performance von Fernanda Ortiz Losada

© Erik Tuckow

Was geschieht mit uns, wenn nicht mehr wir Menschen im Zentrum stehen, sondern die Interaktion von Mensch, Tier und Natur? Welche hybriden Lebensformen entstehen? Wie könnte eine Zukunft aussehen, in der sie miteinander verschmelzen?

Diesen Fragen geht „Bodies Under Influence“ nach: Auf vier Kanälen oszilliert eine Soundinstallation zwischen Rhythmen und dissonanten und harmonischen Elementen, während Tänzer*innen in Motion-Capture-Anzügen eine Reihe von Transformationen performen. Durch die Virtual Reality-Brillen, mit denen das Publikum sich durch den Raum bewegt, verschmelzen physisches und virtuelles Erleben:

Tiere, Pflanzen, Mikroorganismen, Zellformationen und Wasserpartikel interagieren mit den Anzügen der Tanzenden, hybride Lebensformen und -welten entstehen vor den Augen der Zuschauer*innen. Reale und virtuelle Körper verschmelzen in Echtzeit miteinander, bislang utopische Begegnungen von Mensch, Tier und Natur spielen sich ab. So inspiriert die Performance zu einem veränderten Umgang mit der Um- und Mitwelt.

Die Choreografie bringt dabei menschliche Bewegungsmuster in einen Dialog mit Wachstumsmustern in der Natur, sodass die tanzenden Körper allmählich hybride Lebewesen zu verkörpern beginnen. Über die Motion-Capture-Anzüge können die Tänzer*innen im VR-Raum ferner den digitalen Körper Fernanda Ortiz Losadas temporär ‚bewohnen‘, Gender-Dichotomien und Subjekte lösen sich auf. An verschiedenen Stellen können die Besuchenden ferner selbst mit dem virtuellen Raum interagieren.

Das Verhältnis von Mensch und Maschine verändert sich gerade grundlegend, auch wenn die Allgegenwärtigkeit von autonomer künstlicher Intelligenz, empathischen Robotern, Cyborgs und hybriden Körperformen noch weit entfernt ist. „Bodies Under Influence“ entwickelt eine Vision dazu.

Förderzeitraum16.-18. November 2023
VeranstaltungsortKampnagel, Hamburg
Fördersumme3.000 Euro
Webseitewww.kampnagel.de

Performance

klimaton – Listening to the Disappearing Landscape

Installation und Performance im silent green in Berlin

© Studio Softić

Wie klingt die schmelzende Arktis? Das Klangobjekt „klimaton ARCTIC≈2020“ übersetzt wissenschaftliche Messergebnisse in Sound und schafft so ein großformatiges Porträt dieser schwindenden Landschaft.

Die Entwicklung des „klimaton ARCTIC≈2020“ basiert auf der größten wissenschaftlichen Datensammlung innerhalb einer Region der Erde, die je angelegt wurde. Bei der Arktis-Expedition „MOSAiC“, an der Wissenschaftler*innen aus 20 Nationen beteiligt waren, wurden 2019-20 Daten in der Nordpolarmeerregion gesammelt.

Um diese abstrakten wissenschaftlichen Daten und somit den Klimawandel greifbarer zu machen, hat das Künstler*innenduo Adnan und Nina Softić gemeinsam mit den Komponisten Daniel Dominguez Teruel und Thies Mynther, der Performerin Mateja Meded sowie Dramatikerin Sivan Ben Yishai und Schriftstellerin Heike Geißler eine Performance mit Texten und Klangkompositionen entwickelt.

Sie begegnen dabei der Abstraktheit der Daten über die Klänge mit einem emotionalen Vermittlungsansatz. Das „klimaton ARCTIC≈2020“ ist eine multimediale Installation, eine Mischung aus Sonifikationsgerät und Musikinstrument, die einen offenen und spielerischen Umgang mit den Daten ermöglicht und die Grenzen der Sprache, des Wissens und auch die Tücken der menschlichen Wahrnehmung sichtbar macht. Hier tritt die Landschaft der Arktis als eigenständige Stimme auf. So entsteht eine einzigartige Symbiose aus Klang, Wort und visueller Kunst, die den Klimawandel und die drängenden ökologischen Herausforderungen unserer Zeit auch als eine Krise der Kultur erzählt.

Für sein Klangobjekt wurde das Künstlerduo Softić mit einer lobenden Erwähnung beim Prix Ars Electronica Digital Musics & Sound Art ausgezeichnet.

Förderzeitraum10.-11. Dezember 2023
Veranstaltungsortsilent green, Berlin
Fördersumme4.000 Euro
Webseitewww.silent-green.net

Performance

Cotton Under My Feet

Performance von Walid Raad

© Walid Raad

Im Rahmen des Internationalen Sommerfestivals 2023 auf Kampnagel tritt der libanesisch-amerikanische Künstler Walid Raad in einen Dialog mit der Sammlung der Hamburger Kunsthalle und untersucht den Einfluss gesellschaftspolitischer und wirtschaftlicher Faktoren darauf.

In „Cotton Under My Feet“ nimmt Walid Raad mit seinen künstlerischen Interventionen Bezug auf die Sammlung des Museums und verbindet beide, die eigenen Arbeiten und deren Referenzen vor Ort, in einer großen Erzählung über die mythische Dimension von Kunst und Ökonomie, globale Zusammenhänge und die Sammlung selbst.

Raad stellt aber nicht nur aus, sondern führt auch in einer 60-minütigen Live-Performance durch das Museum. Museumsbesucher*innen, die nicht daran teilnehmen können, haben die Möglichkeit, mit einem Audioguide selbstständig durch die Kunsthalle zu gehen und mehr über die Verortung von Raads Arbeiten im Kontext der Sammlung zu erfahren.

Walid Raad hat „Cotton Under My Feet“ bereits von Oktober 2021 bis Januar 2022 im Museo Nacional Thyssen-Bornemisza umgesetzt. Wie in Madrid interessiert er sich auch in Hamburg für Geldströme innerhalb der Kunstmaschinerie, Mechanismen westlicher Kanonbildung und Sammler*inneninteressen sowie für Einflüsse von Politik und Wirtschaft auf Sammlungen von Museen.

Eine solche Untersuchung ist für die Hamburger Kunsthalle spannend, gerade auch vor dem Hintergrund des Hamburger Mäzenatentums. Das Ausstellungshaus lässt sich hier auf diese Reflexion ein und beweist damit Offenheit zur Selbstanalyse: Inwiefern haben spezifische historische Bedingungen die aktuelle Gestalt der Sammlung bedingt?

Förderzeitraum10. August bis 12. November 2023
VeranstaltungsortHamburger Kunsthalle
Fördersumme5.000 Euro
Webseitewww.hamburger-kunsthalle.de

Ausstellung

I do You

Ausstellung von Monica Bonvicini

© Monica Bonvicini und VG-Bildkunst, Bonn 2022. Photo: John McKenzie

In ihrer Ausstellung „I do You“ entlarvt die Künstlerin Monica Bonvicini in der Neuen Nationalgalerie die der Architektur eingeschriebenen Gesellschaftsordnungen und Geschlechterverhältnisse und destabilisiert sie mittels ihres „feministischen Vandalismus‘“.

Mit „I do You“ widmet die Neue Nationalgalerie Berlin der Künstlerin Monica Bonvicini eine Einzelausstellung und zeigt neue, architektonische site-specifics, skulpturale Objekte, performative und klangliche Arbeiten sowie eine Auswahl aus ihrem internationalen Oeuvre.

Bonvicinis Hauptaugenmerk liegt auf den oft übersehenen, verdeckten Mechanismen der westlichen Moderne: Sie legt deren sexuelle Einschreibungen und die damit einhergehenden Mythisierungen offen, greift die chauvinistische Vormachtstellung an, die sich in der Architektur vielfach widerspiegelt, und will diese Räume zurückgewinnen und neu besetzen. So vollzieht Bonvicini auch mit ihrer Installation in der Neuen Nationalgalerie eine feministische Aneignungsgeste dieses von Mies van der Rohe konzipierten Raumes.

Darüber hinaus sind ausgewählte skulpturale Arbeiten aus Bonvicinis Oeuvre in der Ausstellung platziert, mit denen die Besucher*innen zum Teil interaktiv und performativ umgehen können, so zum Beispiel bei der Installation „You To Me“, die es ihnen erlaubt, sich mittels Handschellen für eine Stunde im Ausstellungsraum anzuketten. Im Zusammenspiel von Licht-, Film- und Soundarbeiten vermittelt die Ausstellung Bonvicinis Medienvielfalt und ihre zentralen Themen Feminismus und Architektur sowie die damit verbundene Infragestellung nach der Rolle der Institution, ohne eine klassische Retrospektive zu sein.

Wir unterstützen das Projekt, da es die Räumen eingeschriebenen Machtstrukturen aufdeckt und diese durch die interaktiven Elemente auch für die Besucher*innen plastisch werden lässt.

Förderzeitraum24. November 2022 bis 7. Mai 2023
VeranstaltungsortNeue Nationalgalerie, Berlin
Fördersumme10.000 Euro
Webseitewww.smb.museum

Theater

Der Wij

Inszenierung von Kirill Serebrennikov

© Ira Polyarnaya

Die Produktion „Der Wij“ des Thalia Theaters ist eine unwahrscheinliche Geste der Versöhnung: Mit ukrainischen, russischen und deutschen Künstler*innen bringt der dissidente russische Regisseur Kirill Serebrennikov ein Anti-Kriegsstück auf die Bühne.

Kirill Serebrennikov treibt die Überzeugung an, dass auch in Zeiten des Krieges der Glaube an Freiheit und demokratische Werte die verschiedenen Parteien verbinden kann, und hat neben deutschen auch Künstler*innen aus der Ukraine und Russland für seine Produktion „Der Wij“ gewonnen. Gemeinsam bearbeiten sie die gleichnamige ukrainische Volkssage, die der ebenfalls ukrainische Nikolaj Gogol 1835 verschriftlicht hat. Sie handelt von dem bösen Erdgeist Wij, dessen destruktive Magie sich gegen alle Vernunft durchsetzt und dunkle Macht über das Leben der Menschen ausübt.

Diesen Stoff holt Serebrennikov in die Gegenwart: Bei ihm ist der Wij die Inkarnation des Krieges, und wo in Gogols Text die böse Gestalt gebannt werden soll, fragt Serebrennikov, inwiefern Kunst und Poesie auch in

diesen Zeiten eine Gegenwelt zu Krieg und Verwüstung schaffen können, in der sich das Leben und die Freiheit gegen den Tod durchsetzen. Auf der Bühne des Thalia Theaters wird diese Utopie bereits Realität, wird sie von ukrainischen und russischen Künstler*innen gemeinsam gelebt.

2012 gründete Serebrennikov in Moskau das Gogol Center, später setzte das Kreml-Regime diesen Verfechter der Freiheit ab und stellte ihn unter Hausarrest. Nach dessen Aufhebung durfte er das Land weiter nicht verlassen. Im Januar 2021 dann die Überraschung: für seine erste Regiearbeit am Thalia Theater durfte Serebrennikov ausreisen. Mit „Der Wij“ folgt nun Serebrennikovs zweite Inszenierung auf der Hamburger Bühne. Wir unterstützen deren Ansatz, den Frieden im Spiel zu proben.

FörderzeitraumDezember 2022
VeranstaltungsortThalia in der Gaußstraße, Hamburg
Fördersumme10.000 Euro
Webseitewww.thalia-theater.de

Theater

Werwolfkommandos

Inszenierung von Marie Schwesinger

© Marie Schwesinger

Die Inszenierung „Werwolfkommandos“ verbindet Theater mit politischem Engagement und gibt Einblicke in die juristische Aufarbeitung rechtsextremistischer Straftaten.

Für die Erarbeitung des Stücktexts für „Werwolfkommandos“ werden die junge Regisseurin Marie Schwesinger und ihr Team zu zivilen Prozessbeobachter*innen: Im Gerichtssaal verfolgten sie die Verhandlungen zur Ermordung des CDU-Politikers Walter Lübcke und den Prozess gegen den ehemaligen Oberleutnant Franco A.; ihm wird vorgeworfen, Terroranschläge auf Politiker*innen geplant zu haben. Auf Basis der eigenen Mitschriften und journalistischer Berichterstattung untersucht das künstlerische Team die Sprache in den Verhandlungen und fragt, welche Verbindungslinien sich zwischen den Prozessen ziehen lassen: Wie stellen sich die Angeklagten selbst dar, wo erhalten Opfer und Betroffene eine Stimme und inwiefern lassen sich historische Verknüpfungen von Motiven, Argumentationen und Denkmustern finden? Ziel ist es, den meist männlichen Tätern und ihren rechten Positionen

künstlerisch auf der Theaterbühne zu begegnen, ohne den rechten Akteur*innen und ihrer Sprache eine Plattform zu bieten.

Der in Frankfurt lebenden Regisseurin geht es in ihrer Inszenierung auch um eine weibliche Perspektive: Mithilfe ihrer eigenen Erfahrungen als Prozessbeobachterin führt sie die häufige Verbindung zwischen rechtsextremen Ideologien und Frauenfeindlichkeit vor Augen.

„Werwolfkommandos“ schlägt die Brücke zwischen Kunst, Journalismus und Politik und verhandelt rhetorische Muster in Strafverfahren, die normalerweise eher im Verborgenen stattfinden. Diese Auseinandersetzung unterstützen wir.

FörderzeitraumAugust/September 2022
VeranstaltungsortKunstfest Weimar
Fördersumme3.000 Euro
Webseitewww.marieschwesinger.de

Tanzperformance

Auto-Fiktion: Der Struggle so Real

Solostück von Verena Brakonier

© Jonas Woltemate

In „Auto-Fiktion: Der Struggle so Real“ nimmt die Tänzerin und Choreografin Verena Brakonier das Publikum mit an einen prägenden Ort ihrer Kindheit: In einer Autowerkstatt zeigt sie, wie ihre Herkunft ihren Weg beeinflusst hat und stellt sich klassistischer Diskriminierung entgegen.

Verena Brakonier ist Tänzerin; und hat einen Großteil ihrer Kindheit in der Autowerkstatt ihres Vaters verbracht. In ihrer Soloperformance „Auto-Fiktion: Der Struggle so Real“ kehrt sie zurück an diesen Erinnerungsort, um sich tänzerisch und erzählend mit ihren Wurzeln auseinanderzusetzen. Spielerisch, humorvoll und vor allem kritisch zeigt sie, wie sich Herkunft auf den Körper, auf die Bewegungen und den Werdegang auswirkt. Zwischen Hebebühne, Reifen und Schweißgerät verhandelt die Künstlerin auf diese Weise Klassismus – die Diskriminierung aufgrund der sozio-ökonomischen Herkunft – und den Einfluss der Klassenposition auf die Gesellschaft und auf sie persönlich.

In der künstlerischen Umsetzung arbeitet Brakonier mit Brüchen zwischen

unterschiedlichen Klassen und Geschlechterrollen. Sie erforscht den Raum zwischen verschiedenen Milieus, der Arbeiterwelt, dem Patriarchat und der sogenannten Hochkultur. Das Genre der Autofiktion gibt ihr die Freiheit klassistische Themen und Vorurteile getrennt von ihrer eigenen Person zu verhandeln und eine Performance zu schaffen, die die Grenzen zwischen intimen Erfahrungen und Illusion verschwimmen lässt.

Mit „Auto-Fiktion: Der Struggle so Real“ ruft Verena Brakonier dazu auf, sich den Auswirkungen der Herkunft bewusst zu werden, um mit Vorurteilen zu brechen und klassenbezogener Diskriminierung entgegenzuwirken. Diesen Ansatz zu mehr Selbstbestimmung und Empowerment unterstützen wir.

FörderzeitraumJuni 2022
VeranstaltungsortAutowerkstatt Altona, Hamburg
Fördersumme2.000 Euro
Webseitewww.lichthoftheater.de