Die Produktion „Der Wij“ des Thalia Theaters ist eine unwahrscheinliche Geste der Versöhnung: Mit ukrainischen, russischen und deutschen Künstler*innen bringt der dissidente russische Regisseur Kirill Serebrennikov ein Anti-Kriegsstück auf die Bühne.
Kirill Serebrennikov treibt die Überzeugung an, dass auch in Zeiten des Krieges der Glaube an Freiheit und demokratische Werte die verschiedenen Parteien verbinden kann, und hat neben deutschen auch Künstler*innen aus der Ukraine und Russland für seine Produktion „Der Wij“ gewonnen. Gemeinsam bearbeiten sie die gleichnamige ukrainische Volkssage, die der ebenfalls ukrainische Nikolaj Gogol 1835 verschriftlicht hat. Sie handelt von dem bösen Erdgeist Wij, dessen destruktive Magie sich gegen alle Vernunft durchsetzt und dunkle Macht über das Leben der Menschen ausübt.
Diesen Stoff holt Serebrennikov in die Gegenwart: Bei ihm ist der Wij die Inkarnation des Krieges, und wo in Gogols Text die böse Gestalt gebannt werden soll, fragt Serebrennikov, inwiefern Kunst und Poesie auch in
diesen Zeiten eine Gegenwelt zu Krieg und Verwüstung schaffen können, in der sich das Leben und die Freiheit gegen den Tod durchsetzen. Auf der Bühne des Thalia Theaters wird diese Utopie bereits Realität, wird sie von ukrainischen und russischen Künstler*innen gemeinsam gelebt.
2012 gründete Serebrennikov in Moskau das Gogol Center, später setzte das Kreml-Regime diesen Verfechter der Freiheit ab und stellte ihn unter Hausarrest. Nach dessen Aufhebung durfte er das Land weiter nicht verlassen. Im Januar 2021 dann die Überraschung: für seine erste Regiearbeit am Thalia Theater durfte Serebrennikov ausreisen. Mit „Der Wij“ folgt nun Serebrennikovs zweite Inszenierung auf der Hamburger Bühne. Wir unterstützen deren Ansatz, den Frieden im Spiel zu proben.
Förderzeitraum | Dezember 2022 |
Veranstaltungsort | Thalia in der Gaußstraße, Hamburg |
Fördersumme | 10.000 Euro |
Webseite | www.thalia-theater.de |