Fonds Hamburger Spielräume

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Benachteiligte Kinder und Jugendliche leiden besonders unter den Kontaktbeschränkungen in der Corona-Krise. Der Fonds Hamburger Spielräume unterstützt Initiativen, die den Betroffenen in Ferienzeiten und darüber hinaus sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeiten bieten.

Das „physical distancing“ in der Corona-Krise hat den Alltag und das soziale Miteinander stark verändert. Vor allem junge Menschen und insbesondere sozial benachteiligte Kinder und Jugendliche empfinden die Kontaktbeschränkungen als belastend; monatelang verbringen sie einen Großteil ihrer Zeit zu Hause und müssen auf den Kontakt zu Gleichaltrigen, auf Freizeitangebote und sportliche Aktivitäten verzichten.

Vor diesem Hintergrund haben wir in einer Stiftungsallianz im Juni 2020 den Fonds „Hamburger Spielräume für Kinder, Jugendliche und Familien“ aufgelegt. Mit dessen Mitteln werden Initiativen fördert, die im Zuge der gelockerten Kontaktbeschränkungen jungen Menschen, insbesondere aus sozial benachteiligten Verhältnissen, das Miteinander wieder ermöglichen. Die Angebote stammen aus der außerschulischen Kinder-, Jugend und Familienarbeit und finden in den Ferien, aber auch an Nachmittagen und Wochenenden während der Schulzeit statt.

Der Fonds startet zunächst mit 100.000 Euro; nach der hohen Resonanz in der ersten Antragsrunde statten die Gründungsstiftungen und neue Mitstreiter*innen den Fonds im September 2020 mit weiteren 175.000 Euro aus. Die anhaltenden Kontakt-Beschränkungen sowie eine Evaluation der bisherigen Fördermaßnahmen lassen das Stiftungsbündnis den Fonds auch 2021 fortsetzen: Für die dritte Antragsrunde stehen 330.000 Euro zur Verfügung.

Im Februar 2022 startet der Fonds mit dem Ziel, die außerschulische Kinder- und Jugendarbeit nachhaltig zu stärken, mit weiteren 400.000 Euro in die vierte Förderrunde. Mit weiteren 255.000 Euro für eine fünfte Förderrunde wird dieses Ziel auch in 2023 weiter verfolgt. Aufgrund des großen Bedarfs, der auch nach der Pandemie weiter besteht – viele Kinder und Jugendliche machen sich Sorgen wegen des Klimawandels, der Kriege in der Ukraine und in Nahost oder um die finanzielle Situation ihrer Familien, manche Kinder leiden unter Corona-Spätfolgen oder Fluchterfahrungen – geht der Fonds in 2024 mit 240.000 Euro in sein fünftes Jahr.

Fehlender Kontakt zu Gleichaltrigen ist für junge Menschen eine besondere Herausforderung. Der Kontakt über Medien ersetzt nicht das physische Miteinander und führt oftmals zu einem Gefühl der Vereinsamung. Gerade für Kinder und Jugendliche aus benachteiligten Verhältnissen stellen auch Ferienzeiten oft eine anregungslose Zeit dar – vielen Familien fehlt es an finanziellen Möglichkeiten für Ausflüge oder Urlaube. Um hier Abhilfe zu schaffen und die Persönlichkeitsentwicklung der Betroffenen zu stärken, haben wir den Fonds Hamburger Spielräume mitinitiiert.

StandortHamburg, Deutschland
Förderzeitraum2020-2025
Fördersumme210.000 Euro
Webseitewww.buergerstiftung-hamburg.de

MUT Academy

© MUT Academy

Mutig in die Zukunft starten: Die MUT Academy begleitet Jugendliche beim Übergang von der Schule in die Ausbildung und erarbeitet mit den Teilnehmenden individuell passende Perspektiven für das bevorstehende Berufsleben.

Rund 60 Prozent der Hamburger Jugendlichen, die eine Stadtteilschule nach der 10. Klasse verlassen, schaffen den Übergang in die Berufsausbildung nicht. Es mangelt den Schüler*innen, die die Schule meist mit einem ESA (erste allgemeinbildende Abschluss) oder ohne Abschluss verlassen, häufig jedoch nicht nur an Ausbildungsperspektiven; oftmals fehlen ihnen auch ein positives Selbstbild und der Glaube an die eigenen Fähigkeiten.

Mit ihrem umfangreichen Programm zielt die MUT Academy deshalb darauf ab, die jugendlichen Schüler*innen gezielt auf die neue Etappe vorzubereiten und ihnen die Angst vor den bevorstehenden Veränderungen zu nehmen. Die Academy steht überwiegend denjenigen Jugendlichen zur Seite, die weder die Chance haben, eine Praxis- oder Transferklasse zu besuchen, noch Unterstützung durch eine Berufseinstiegsbegleitung erhalten. Die 15- und 16-Jährigen werden zwei Jahre lang in regelmäßigen

Workshops, Camps und mit individueller Betreuung begleitet. Gearbeitet wird beispielsweise mit selbstexplorativen Methoden wie Rollenspielen, Coachings und Bewerbungssimulationen, um Zukunftsängste abzubauen und neue Perspektiven aufzuzeigen. Dadurch schafft es die MUT Academy fehlende Unterstützung aus dem Umfeld auszugleichen und Motivationsprobleme zu lösen.

Die Corona-Pandemie hat den Arbeits- und Ausbildungsmarkt noch einmal verschärft. Mit ihrem intensiven Betreuungsprogramm schafft es die MUT Academy, Jugendliche an einem wichtigen Wendepunkt zu stärken und ihnen nachhaltige Ausbildungs- und Berufsperspektiven zu eröffnen. Diesen Beitrag zu mehr Chancengerechtigkeit unterstützen wir.

StandortHamburg, Deutschland
Förderzeitraum2021-2024
Fördersumme60.000 Euro
Webseitewww.mutacademy.de

Pressemitteilung

WPK-Innovationsfonds fördert acht neue Ideen für den Wissenschafts- und Datenjournalismus

© Wissenschafts-Pressekonferenz e. V.

Hamburg,
23. September 2022

Pionier*innen auf dem Weg: Der von uns mitinitiierte WPK-Innovationsfonds für Wissenschafts- und Datenjournalismus hat in der ersten Antragsrunde acht Zukunftsideen für den Journalismus ausgewählt. Für die innovativen Projekte stellt der Fonds mehr als 320.000 Euro zur Verfügung.

Der Innovationsfonds unter dem Dach der Wissenschaftspressekonferenz (WPK) unterstützt Pionier*innen, die im Wissenschafts- und Datenjournalismus neue Wege beschreiten wollen. In der ersten Antragsrunde gingen 32 Bewerbungen ein, aus denen die siebenköpfige Jury sieben Projekte mit breitem Themenspektrum ausgewählt hat.

In den beiden Förderlinien A für kleinere Ideen (bis 10.000 Euro) und B für größere Vorhaben (bis 75.000 Euro) erhalten folgende Projekte Unterstützung:

Förderlinie A:

  • Fakt-O-Meter: ein Format für Live-Faktenchecks auf der Plattform Twitch TV
  • Newsletter Klimajournalismus: ein Unterstützungsangebot für Redaktionen und Journalist*innen
  • Medify: ein Navigator für medizinische Podcasts und Audioinhalte

Förderlinie B:

  • Public Issues Data Guide: eine kuratierte Sammlung für Redaktionen von Datensätzen zu gesellschaftlich relevanten Themen
  • Katzen gegen Vögel: eine erste poly-perspektivische Wissenschaftsreportage für Audio & Smart Speaker mit verschiedenen Perspektiven für die Leser*innen
  • Vertical52: eine Plattform zur Suche, Auswertung und Visualisierung von Radar- und Satellitendaten
  • Medien-Doktor Assistance: ein neues Tool zur Qualitätssicherung zur Stärkung der Wissenschaftsberichterstattung in Regionalzeitungen

Ausführliche Infos zu den ausgewählten Projekten finden Sie hier. Insgesamt hat die Jury 320.000 Euro für die Vorhaben bewilligt; hinzu kommen Mittel für Beratungsleistungen, die die Bewerber*innen zusätzlich beantragen konnten.

Der Innovationsfonds hat eine Laufzeit von drei Jahren und wird jährlich zwei Mal ausgeschrieben. Die Arbeit des Fonds wird zudem mit einer transformativen Forschung durch die Bauhaus-Universität Weimar umfassend begleitet. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert dieses Forschungsprojekt. Die kommende Ausschreibung startet am 30. Oktober 2022 und endet am 13. Januar 2023. Informationen zum Bewerbungsverfahren gibt es hier.

Neben der Rudolf Augstein Stiftung und der WPK beteiligen sich die folgenden Stiftungen an dem Fonds: Joachim Herz Stiftung, VolkswagenStiftung, Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Schöpflin Stiftung und die ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius. Die Joachim Herz Stiftung finanziert zudem die Fonds-Geschäftsstelle in den Räumen der WPK in Köln.

Theater

Werwolfkommandos

Inszenierung von Marie Schwesinger

© Marie Schwesinger

Die Inszenierung „Werwolfkommandos“ verbindet Theater mit politischem Engagement und gibt Einblicke in die juristische Aufarbeitung rechtsextremistischer Straftaten.

Für die Erarbeitung des Stücktexts für „Werwolfkommandos“ werden die junge Regisseurin Marie Schwesinger und ihr Team zu zivilen Prozessbeobachter*innen: Im Gerichtssaal verfolgten sie die Verhandlungen zur Ermordung des CDU-Politikers Walter Lübcke und den Prozess gegen den ehemaligen Oberleutnant Franco A.; ihm wird vorgeworfen, Terroranschläge auf Politiker*innen geplant zu haben. Auf Basis der eigenen Mitschriften und journalistischer Berichterstattung untersucht das künstlerische Team die Sprache in den Verhandlungen und fragt, welche Verbindungslinien sich zwischen den Prozessen ziehen lassen: Wie stellen sich die Angeklagten selbst dar, wo erhalten Opfer und Betroffene eine Stimme und inwiefern lassen sich historische Verknüpfungen von Motiven, Argumentationen und Denkmustern finden? Ziel ist es, den meist männlichen Tätern und ihren rechten Positionen

künstlerisch auf der Theaterbühne zu begegnen, ohne den rechten Akteur*innen und ihrer Sprache eine Plattform zu bieten.

Der in Frankfurt lebenden Regisseurin geht es in ihrer Inszenierung auch um eine weibliche Perspektive: Mithilfe ihrer eigenen Erfahrungen als Prozessbeobachterin führt sie die häufige Verbindung zwischen rechtsextremen Ideologien und Frauenfeindlichkeit vor Augen.

„Werwolfkommandos“ schlägt die Brücke zwischen Kunst, Journalismus und Politik und verhandelt rhetorische Muster in Strafverfahren, die normalerweise eher im Verborgenen stattfinden. Diese Auseinandersetzung unterstützen wir.

FörderzeitraumAugust/September 2022
VeranstaltungsortKunstfest Weimar
Fördersumme3.000 Euro
Webseitewww.marieschwesinger.de

Tanzperformance

Auto-Fiktion: Der Struggle so Real

Solostück von Verena Brakonier

© Jonas Woltemate

In „Auto-Fiktion: Der Struggle so Real“ nimmt die Tänzerin und Choreografin Verena Brakonier das Publikum mit an einen prägenden Ort ihrer Kindheit: In einer Autowerkstatt zeigt sie, wie ihre Herkunft ihren Weg beeinflusst hat und stellt sich klassistischer Diskriminierung entgegen.

Verena Brakonier ist Tänzerin; und hat einen Großteil ihrer Kindheit in der Autowerkstatt ihres Vaters verbracht. In ihrer Soloperformance „Auto-Fiktion: Der Struggle so Real“ kehrt sie zurück an diesen Erinnerungsort, um sich tänzerisch und erzählend mit ihren Wurzeln auseinanderzusetzen. Spielerisch, humorvoll und vor allem kritisch zeigt sie, wie sich Herkunft auf den Körper, auf die Bewegungen und den Werdegang auswirkt. Zwischen Hebebühne, Reifen und Schweißgerät verhandelt die Künstlerin auf diese Weise Klassismus – die Diskriminierung aufgrund der sozio-ökonomischen Herkunft – und den Einfluss der Klassenposition auf die Gesellschaft und auf sie persönlich.

In der künstlerischen Umsetzung arbeitet Brakonier mit Brüchen zwischen

unterschiedlichen Klassen und Geschlechterrollen. Sie erforscht den Raum zwischen verschiedenen Milieus, der Arbeiterwelt, dem Patriarchat und der sogenannten Hochkultur. Das Genre der Autofiktion gibt ihr die Freiheit klassistische Themen und Vorurteile getrennt von ihrer eigenen Person zu verhandeln und eine Performance zu schaffen, die die Grenzen zwischen intimen Erfahrungen und Illusion verschwimmen lässt.

Mit „Auto-Fiktion: Der Struggle so Real“ ruft Verena Brakonier dazu auf, sich den Auswirkungen der Herkunft bewusst zu werden, um mit Vorurteilen zu brechen und klassenbezogener Diskriminierung entgegenzuwirken. Diesen Ansatz zu mehr Selbstbestimmung und Empowerment unterstützen wir.

FörderzeitraumJuni 2022
VeranstaltungsortAutowerkstatt Altona, Hamburg
Fördersumme2.000 Euro
Webseitewww.lichthoftheater.de

Sofort- und Strukturhilfe

JX Fund – Europäischer Fonds für Journalismus im Exil

© Rafael Ben-Ari, stock.adobe.com

Der JX Fund unterstützt Medienschaffende, unabhängige Berichterstattung unmittelbar nach ihrer Flucht aus Kriegs- und Krisengebieten fortzusetzen; und stärkt darüber hinaus den nachhaltigen Aufbau neuer Redaktionsstrukturen im Exil.

Putins Angriff auf die Ukraine hat nicht nur ukrainische Medien in eine existenzielle Krise gestürzt: Zahlreiche Redaktionshäuser wurden bombardiert, Reporter*innen berichten unter Lebensgefahr. In Russland hingegen hat der Kreml die Zensur derart verstärkt, dass hunderte russische Medienschaffende, die dem Druck der Behörden lange getrotzt hatten, innerhalb kürzester Zeit das Land verließen. Viele von ihnen wollen ihre Arbeit im Exil fortsetzen und ihre Redaktionen neu formieren; ähnlich geht es zahlreichen Reporter*innen, die nach der „Wiederwahl“ Alexander Lukaschenkos 2020 aus Belarus geflohen sind. Auch in Afghanistan gibt es nur noch halb so viele unabhängige Medien wie zuvor, seit die Taliban im August 2021 die Macht übernommen haben.

Um diesen und weiteren Medienschaffenden schnell und flexibel dabei zu helfen, ihre Arbeit im Exil fortzusetzen, haben wir im März 2022 gemeinsam mit Reporter ohne Grenzen (RSF) und der Schöpflin-Stiftung den JX Fund

gegründet – einen europäischen Fonds für Journalismus im Exil. Er will unabhängige Medien im Exil aber auch über eine Phase akuter Aufmerksamkeit hinaus stärken und den nachhaltigen Aufbau neuer Redaktionsstrukturen im Exil unterstützen. Auf diese Weise können sie mit ihren Inhalten ihr Publikum in den Heimatländern weiterhin erreichen.

Der JX Fund wird von einem breiten Bündnis aus Medien und zivilgesellschaftlicher Organisationen unterstützt; er fungiert als Schnittstelle, die die zahlreichen Hilfsangebote bündelt und Ressourcen gezielt dorthin weiterleitet, wo sie am dringendsten gebraucht werden. So soll vermieden werden, dass Unterstützung nur kurzzeitige Effekte hat oder verschiedene Initiativen an selber Stelle doppelt arbeiten.

In Situationen, in denen unabhängige Medien aus dem Land vertrieben werden, sind ihre Stimmen wichtiger denn je. Sie enthüllen, was autoritäre und diktatorische Regime im Dunkeln lassen möchten und trotzen der Zensur. Aus diesem Grund haben wir den JF Fund mitgegründet.

Förderzeitraum2022 bis 2024
Fördersumme170.000 Euro
Webseitewww.jx-fund.org

Stärkung des unabhängigen, gemeinwohlorientierten Journalismus

Fonds Independent Public Interest Journalism in Europe

© Civitates

Der von Civitates initiierte Fonds stärkt den unabhängigen, gemeinwohlorientierten Journalismus auf europäischer Ebene.

Unabhängiger Journalismus steht zunehmend unter Druck. Europaweit kämpfen journalistische Organisationen mit schwindendem Vertrauen, mit Einschränkungen im Bereich der Pressefreiheit und mit erodierenden Geschäftsmodellen.

Aus diesem Grund haben sich unter dem Dach der philanthropischen Initiative Civitates mehrere europäische Stiftungen zusammengeschlossen, um mit dem Fonds „Independent Public Interest Journalism in Europe“ journalistische Organisationen zu stärken.

Im Fokus stehen Akteure, die unter schwierigen politischen und ökonomischen Verhältnissen agieren und dabei hohe Risiken eingehen. Sie müssen entweder gemeinnützig sein oder über eine Eigentümerstruktur verfügen, die garantiert, dass Gewinne in die Organisation reinvestiert werden.

Die Projektpartner*innen erhalten eine mehrjährige Kernfinanzierung und können auf diese Weise ihrer journalistischen Arbeit unabhängig nachgehen und nachhaltige Strukturen schaffen. Gleichzeitig geht es bei der Förderung auch um den Aufbau eines aktiven Netzwerkes, in dem sich die Akteure gegenseitig unterstützen und so den gemeinwohlorientierten Journalismus in Europa dauerhaft etablieren.

Die geförderten Organisationen sind:

Unabhängiger, gemeinwohlorientierter Journalismus ist essenziell für Demokratien. Er trägt zur Meinungsbildung und aktiven Teilnahme an demokratischen Prozessen bei, deckt Missstände auf und übt gleichzeitig eine Kontrollfunktion aus. Um den unabhängigen, gemeinwohlorientierten Journalismus zu stärken, beteiligen wir uns an dem Fonds.

Förderzeitraum2020-2026
Fördersumme195.000 Euro
Webseitecivitates-eu.org

Fotografie

Nach der Flucht

Ausstellung der Agentur OSTKREUZ

© Dawin Meckel, Ostkreuz

Mit der Fotografieausstellung „Nach der Flucht“ gibt die Agentur OSTKREUZ Schutzsuchenden aus Osteuropa ein Gesicht und zeigt, wovor die Menschen in der Ukraine fliehen.

Krieg in Europa. Millionen Menschen fliehen vor dem russischen Angriff auf die Ukraine und suchen Schutz in fremden Ländern. Die Ausstellung „Nach der Flucht“ stellt diese Menschen aus Osteuropa in den Mittelpunkt: Seit Anfang März portraitieren Fotograf*innen der Agentur OSTKREUZ Geflüchtete in Deutschland und geben ihnen in Begleittexten Raum für ihre persönlichen Geschichten. Dabei geht es sowohl um bekannte Persönlichkeiten wie Nobelpreisträger*innen als auch um weniger berühmte Ankommende. OSTKREUZ ist aber auch vor Ort in der Ukraine: Seit Kriegsbeginn halten zwei Fotografinnen in ihren Bildern fest, wovor die Menschen fliehen.

Das Projekt möchte den Schutzsuchenden zudem Raum für eigene Arbeiten geben und lädt Kulturschaffende aus der Ukraine dazu ein, das begleitende Veranstaltungsprogramm zu kuratieren. „Nach der Flucht“ versteht sich

als wachsende Ausstellung, zu der immer neue Bilder und Geschichten hinzukommen. Deshalb führen die Künstler*innen den Dialog mit den Geflüchteten auch über die Veranstaltungsdauer fort.

Mit der Zionskirche wird „Nach der Flucht“ an einem traditionsreichen Ort in Berlin gezeigt: Sie bot zu DDR-Zeiten einen Schutzraum für Menschen, die nicht aus ihrem Land fliehen konnten oder wollten.

Die Ausstellung schafft einen persönlichen Zugang zu den Schutzsuchenden und gibt geflohenen Kulturschaffenden die Möglichkeit, ihre Arbeit in Deutschland fortzusetzen. Diese Vermittlungs- und Vernetzungsarbeit unterstützen wir.

FörderzeitraumMai bis Juni 2022
VeranstaltungsortZionskirche, Berlin
Fördersumme5.000 Euro
Webseitewww.ostkreuz.de

FREIRÄUME!-Initiative

© Karen Derksen
Seit 2016 fördert FREIRÄUME! schnell und unbürokratisch kulturelle Projekte mit Geflüchteten in Hamburg. Jetzt wird die Nachhaltigkeit der Strukturen gesichert.

FREIRÄUME! ist Beispiel einer gelungenen Förderkooperation zwischen öffentlicher Hand und Zivilgesellschaft: Der ursprünglich temporär angelegte FREIRÄUME!-Fonds wurde 2015 von einer Stiftungsallianz ins Leben gerufen, um die Partizipation und Integration von Geflüchteten durch Kulturprojekte in Hamburg zu fördern. Durch die Unterstützung zahlreicher Privatpersonen, gemeinnütziger Organisationen, Unternehmen und dem Hamburger Integrationsfonds konnten in den darauffolgenden Jahren rund 100 Projekte mit über 750.000 Euro gefördert werden.

Vor allem Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung ermöglicht die Teilnahme an den Vorhaben ein Stück weit gesellschaftliche und kulturelle Partizipation – viele der Initiativen sind für sie ein wichtiger Ankerpunkt zum Ankommen.

Doch Integration erfordert Zeit – aus dem FREIRÄUME!-Fonds (2016-2018) entwickelte daher ein kleiner Kreis von Förder*innen die FREIRÄUME!-Initiative. Diese fördert seit 2019 mit der Ausrichtung auf eine Verstetigung der geschaffenen Strukturen. Erfolgreiche Projekte aus den Anfangsjahren werden weiter unterstützt, um deren Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Vielversprechende neue Projekte werden ergänzend in das Förderportfolio aufgenommen.

Die langfristige Perspektive des Fonds unterstützen wir ebenso wie seine Grundausrichtung eines niederschwelligen Angebots zur Integration junger Geflüchteter – daher fördern wir FREIRÄUME! seit 2016.

StandortHamburg, Deutschland
Förderzeitraum2016-2023
Fördersumme105.000 Euro
Webseitekulturstiftung-hh.de

Pressemitteilung

JX Fund unterstützt erste Medienprojekte

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Hamburg,
14. April 2022

Der von uns, Reporter ohne Grenzen (RSF) und der Schöpflin-Stiftung gegründete JX Fund nimmt offiziell seine Arbeit auf. Zu den ersten Projekten, die der Europäische Fonds für Journalismus im Exil unterstützt, gehören die Nowaja Gaseta Europe und zwei weitere Projekte russischer Exil-Medienschaffender.

Unmittelbar nach ihrer Flucht vor der immer heftigeren Repression gegenüber den Medien in Russland unterstützt sie der JX Fund schnell und flexibel dabei, ihre Arbeit weiterzuführen. Zunächst richtet sich der Fonds an Medienschaffende aus Russland, Belarus und der Ukraine, ist aber international und langfristig angelegt: Er will unabhängige Medien im europäischen Exil nachhaltig stärken und den Aufbau neuer Redaktionsstrukturen unterstützen.

In den vier Wochen nach der ersten Idee wurde und wird der Fonds von einem breiten Kreis an Expertinnen und Experten unterstützt. Dazu gehören das Recherchezentrum Correctiv, PUBLIX – Haus für Journalismus und Öffentlichkeit, die Medien- und Wissenschaftsplattform dekoder, das Europäische Zentrum für Presse- und Medienfreiheit (ECPMF), die NGO Media in Cooperation and Transition (MiCT), das Netzwerk für Osteuropa-Berichterstattung (n-ost), die taz Panter Stiftung sowie das Aktions- und Informationsnetzwerk Dekabristen e.V.

„Der russische Krieg gegen die Ukraine, aber auch die Entwicklungen in Belarus oder in Afghanistan haben offengelegt, was fehlt: schnelle, flexible Unterstützung für Medienschaffende direkt nach ihrer Flucht“, sagte RSF-Geschäftsführer Christian Mihr. „Medien halten die Hoffnung auf eine bessere Zukunft am Leben. Der Kern unseres Ansatzes ist deshalb, dass die Journalistinnen und Journalisten unmittelbar nach dem Gang ins Exil weiterarbeiten können – denn in Situationen, in denen unabhängige Medien aus dem Land getrieben werden, sind sie so wichtig wie nie zuvor. Dazu braucht es zum einen Soforthilfe und zum anderen strukturelle Unterstützung.“

JX Fund bündelt und vermittelt schnelle und unbürokratische Hilfe

Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine gibt es eine enorme Welle der Hilfsbereitschaft in Deutschland und Europa bei Medienhäusern, Stiftungen und Berufsverbänden, bei Behörden, staatlichen Stellen und in der Bevölkerung. Die Ideen reichen dabei von kurzfristigen Angeboten für individuelle Soforthilfe über die Bereitschaft, ausländische Kolleginnen und Kollegen in die eigenen Redaktionen zu integrieren, bis hin zum Willen, ganze Redaktionen oder neu entstehende Medien in diversen Exil-Ländern mittel- und langfristig zu unterstützen.

Der JX Fund fungiert als Schnittstelle, um die zahlreichen Hilfsangebote von Privatpersonen, Unternehmen, Stiftungen und anderen Förderinnen und Förderern sowie gesellschaftlichen Initiativen zu bündeln und gezielt dorthin weiterzuleiten, wo sie am dringendsten gebraucht werden. Der Bedarf an Unterstützung für Medien im Exil ist enorm hoch.

Erste Hilfen des JX Fund gehen an russische Exilmedien-Projekte

Unabhängige Medien enthüllen das, was autoritäre Regime im Dunkeln lassen wollen – auch Kriegsverbrechen. Die russische Regierung versucht heute mit einem enorm hohen Maß an Repression, Propaganda und Desinformation die Spuren ihres Angriffskrieges auf die Ukraine zu verwischen. Daher sind kritische Medienschaffende in Russland großer Gefahr ausgesetzt und müssen das Land oft schnell und völlig unvorbereitet verlassen. Damit sich die Menschen in Russland – und in Belarus – weiter unabhängig informieren können, sind ihre Stimmen unerlässlich.

Die ersten Förderungen des JX Fund kommen drei Projekten russischer Medienschaffender zugute, die für etablierte, unabhängige Medien mit lokalem und überregionalem Fokus in Russland arbeiteten. Die derzeit über sieben Länder verstreuten redaktionellen Teams haben bereits Konzepte für ihre Arbeit im Exil entworfen, deren konkrete Umsetzung und Weiterentwicklung nun vom JX Fund unterstützt werden soll. Ein Pilotprojekt ist die Nowaja Gaseta Europe, die beiden anderen werden aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich benannt.

Zusätzlich steht derzeit auch eine Informationsplattform speziell für geflüchtete Medienschaffende in den Startlöchern. Damit reagiert der JX Fund auf die vielen Nachfragen zu Aufenthalts- und Arbeitsbedingungen in den verschiedenen Zielländern.

In der Ukraine ist die Situation eine andere: Hier sind konkrete Hilfen für Journalistinnen und Journalisten trotz der Kämpfe noch vor Ort möglich. Über das am 12. März in Lwiw eröffnete Zentrum für Pressefreiheit haben RSF und das ukrainische Institut für Masseninformation (IMI) bislang eine dreistellige Zahl an Schutzwesten und Helmen ausgegeben. Internationale und ukrainische Journalistinnen und Reporter können in dem Zentrum arbeiten, Sicherheitsschulungen belegen oder psychologische Unterstützung bekommen. Zudem unterstützt RSF über das Zentrum ukrainische Berichterstattende und Medien mit Geldzahlungen. So können sie ihre Arbeit fortführen, auch wenn ihnen aufgrund des Krieges die finanziellen Grundlagen weggebrochen sind oder sie im Land fliehen mussten.

Enorme Hilfsbereitschaft der Förder*innen

Neben der Anschubfinanzierung durch die Initiatoren Reporter ohne Grenzen, Rudolf Augstein Stiftung und Schöpflin-Stiftung gilt unser besonderer Dank den ersten Förder*innen:

  • Alfred Toepfer Stiftung
  • Deutsche Telekom Stiftung
  • Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
  • ERSTE-Stiftung
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung
  • Handelsblatt Media Group
  • Ver.di
  • ZEIT-Stiftung